Die Schwelle

Kerberos:

Was ein mythischer Höllenhund mit Kampagnenkonzeption zu tun hat.
Griechische Sagen faszinieren mich. Als lebendige Spiegel des Menschseins. Sie erzählen von Licht und Dunkel, Mut und Angst, Ordnung und Chaos – ohne erhobenen Zeigefinger. Jedes Gefühl hat seinen Platz, jede Figur ihre Berechtigung. Es geht nicht um gut oder böse, sondern um das was ist. Unmittelbar und im Moment.

Diese alten Geschichten werfen Fragen auf, die neue Blickwinkel eröffnen – auf das, was mich im Leben interessiert und was mir in meiner Arbeit wichtig ist.
Als Konzepterin möchte ich unerwartete Perspektiven entdecken, Konventionen hinterfragen, Schwellen überschreiten, Verbindungen herstellen.

Beim Zeichnen von Kerberos, dem Höllenhund aus der griechischen Mythologie, wurde mir das besonders deutlich. Ich wollte kein bedrohliches Wesen, keine dämonische Figur – sondern einen Hüter, der einfach ist, was er ist: ein Wächter zwischen den Welten. Jenseits von Gut und Böse. Wachsam, geduldig, kraftvoll.
Vielleicht auch unschuldig und naiv, wenn er gerade nichts zu tun hat.

Kerberos – der Archetyp des Hüters

In der griechischen Mythologie bewacht Kerberos, ein dreiköpfiger Hund, das Tor zur Unterwelt. Seine Aufgabe: verhindern, dass Seelen zurückkehren oder Lebende eindringen. Er steht sinnbildlich für Übergänge, innere Schwellen und das Spannungsfeld zwischen zwei Welten – Leben und Tod, Sichtbar und Unsichtbar, Chaos und Ordnung.
Nur wenigen gelingt es, an ihm vorbeizukommen. Herakles, der Held mit den zwölf Aufgaben, schafft es – nicht mit Gewalt, sondern mit Entschlossenheit. Er bringt Kerberos lebendig ans Tageslicht. Ein starkes Bild für den kreativen Prozess.

Kampagnen konzipieren heißt: Schwellen gestalten

Auch in der Konzeption von Kampagneninhalten geht es um Übergänge. Ich begleite meine Kund*innen dabei, eine Idee aus der Tiefe zu holen und ihr eine klare, wirkungsvolle Form zu geben.
Ich sortiere, verdichte, verbinde. Ich stelle Fragen wie:

  • Welche Botschaft berührt wirklich?
  • Was darf sichtbar werden – und was darf (noch) ruhen?
  • Wo liegt die symbolische Kraft in Ihrem Angebot?

So wie Kerberos schützt, was hinter der Tür liegt, sorge ich dafür, dass nichts verloren geht – kein Gedanke, keine Haltung, kein inneres Bild. Alles wird geordnet und geformt, bis es nach außen wirkt.

Storytelling mit Substanz: Mit Archetypen arbeiten

Viele meiner Kund*innen – insbesondere aus Heilberufen oder pädagogischen Feldern – suchen nach einer Sprache für das, was sie bewegt. Sie spüren, dass ihr Angebot mehr ist als eine Dienstleistung: Es ist Haltung, Erfahrung, eine Einladung zum Wandel.
Hier helfen Archetypen und Bildsprache. Sie machen komplexe innere Prozesse greifbar. Der Höllenhund wird zur Figur, die Schwellen markiert. Die Heldin, die an ihm vorbeigeht, steht für den Mut, sich zu zeigen.
Ich bringe diese Geschichten in Worte, Bilder und Strukturen – und schaffe damit die Grundlage für eine Kampagne, die trägt.

Kreative Prozesse brauchen Mut – und gute Wächter

Der Weg zu einer klaren Kampagne ist selten linear. Es braucht Raum für das Ungeklärte, Geduld für das Reifende – und den Mut, durch Unsicherheiten hindurchzugehen. Meine Rolle als Konzepterin ist es, diesen Prozess zu begleiten. Ich bin Wächterin, Übersetzerin, Strukturgeberin – mit Blick für das Ganze und Gefühl für das, was sich zeigen will.

So wird aus einer alten Sage ein lebendiges Arbeitsprinzip:
Gestaltung beginnt dort, wo wir bereit sind, durch die innere Schwelle zu gehen.

Mythos trifft Markenstrategie

Was bleibt, ist ein Bild: Kerberos – nicht als Monster, sondern als kraftvoller Hüter des Übergangs.
So wie Ihre Idee einen Hüter braucht, der sie schützt, führt und schließlich freigibt.
Gute Kampagnen entstehen nicht aus schnellen Botschaften, sondern aus innerer Substanz. Aus Klarheit, Sinn – und manchmal: aus einem alten Mythos.

Anmerkung

Viele Begriffe und Bilder aus der Heilkunde und Medizin finden ihren Ursprung in alten Mythen – sie erklären auf bildhafte Weise, wie Krankheiten, Heilmittel oder Pflanzen gedeutet und verstanden wurden:

Deutsch: Abbildung des Blauen Eisenhuts, Köhlers Medizinalpflanzen. Band I. No. 72. Gera 1887. Unknown author

Der Eisenhut (Aconitum) – Giftige Schönheit mit Geschichte

In der griechischen Mythologie soll Eisenhut aus dem Speichel des Höllenhundes Kerberos entstanden sein, als Herakles ihn aus der Unterwelt führte.

Der Eisenhut (Aconitum) ist eine alte Heil- und Giftpflanze, die zur Familie der Hahnenfußgewächse gehört. Seine Entstehung reicht Millionen Jahre zurück – er entwickelte sich in kühlen, gebirgigen Regionen Europas und Asiens. Besonders in den Alpen, im Himalaya und in den gemäßigten Zonen Chinas findet er ideale Bedingungen. Die Pflanze schützt sich durch das hochgiftige Aconitin, das sie im Laufe der Evolution entwickelte, um Fressfeinde fernzuhalten.
Eisenhut wurde historisch in der Medizin verwendet – aber mit großer Vorsicht, da er zu den giftigsten Pflanzen Europas zählt. Das enthaltene Aconitin wirkt stark auf das Nervensystem und kann bereits in sehr kleinen Mengen tödlich sein.

Medizinische Verwendung (historisch und heute):

  • Früher wurde Eisenhut in der traditionellen Heilkunde (z. B. in der Antike, im Mittelalter und in der frühen Neuzeit) bei Schmerzen, Fieber, Neuralgien und Rheuma eingesetzt – meist als stark verdünnte Tinktur oder Salbe.
  • Heute findet Eisenhut ausschließlich in homöopathischer Form Anwendung, z. B. bei akuten Entzündungen, Erkältungssymptomen oder nervösen Zuständen (Aconitum napellus). In diesen Präparaten ist der Wirkstoff jedoch so stark verdünnt, dass keine toxische Wirkung mehr besteht.
  • In der Schulmedizin wird Aconitin wegen seiner Gefährlichkeit nicht mehr therapeutisch genutzt.
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