Die Spende

Ich bekam eine E-Mail von einem gewissen Tom Crist. Inhalt: Ich sei für eine laufende Spende in Höhe von 1.500.000 Euro ausgewählt worden. Um sie zu erhalten, solle ich meine persönlichen Daten angeben – Name, Adresse, Telefonnummer.

Ich hielt es zunächst für Spam, antwortete dann aber doch. Einige Tage später war das Geld auf meinem Konto.

Zuerst wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich erstellte Listen mit Möglichkeiten. Spenden, investieren, etwas Eigenes gründen. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto unwohler fühlte ich mich. Es war, als hätte ich etwas bekommen, das nicht zu mir gehörte. Jeder mögliche Schritt schien falsch oder zumindest zu groß. Ich spürte Verantwortung, aber keine Richtung.

Nach einigen Wochen beschloss ich, das Geld weiterzugeben.

Ich verfasste eine eigene E-Mail, in ähnlichem Ton wie die ursprüngliche, und wandte mich an Irmina Conradi aus Stockholm. Ich hatte sie zufällig in einem Kommentarforum entdeckt. Sie war Initiatorin der Stiftung „TransHaut“ – Unterstützung für Mensch und Reptilien bei sensiblen Häutungsprozessen“. Die Organisation setzt sich ein für Aufklärung und Begleitung in Phasen körperlicher und symbolischer Erneuerung, sowohl bei Menschen in psychischen Umbruchsituationen als auch bei Schlangen, Echsen und verwandten Tierarten.

Sie nahm das Geld an. Ich erhielt eine kurze Rückmeldung: Sie werde damit ein Therapiezentrum eröffnen, das Wärmeplatten für Reptilien und Gesprächsangebote für Menschen mit Veränderungsdruck kombiniert.

Ich hoffe, sie macht etwas Gutes daraus. Ich bin jedenfalls erleichtert, dass ich die Verantwortung abgegeben habe.

Denken Sie sich auch gerne Geschichten aus? Dann schreiben Sie mir, vielleicht denken wir dann zusammen.
Und:
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