
Gedankenübung • Weitererzählt aus einer realen Spam-Mail
Die Spende
Spam-Mail wird Gedankenexperiment:
Der Anfang mit einer E-Mail
Ich bekam eine dieser bekannten Spam-Mails. Absender: ein gewisser Tom Crist. Darin stand, ich sei für eine Spende von 1.500.000 Euro ausgewählt worden. Dafür solle ich meine persönlichen Daten nennen – Name, Adresse, Telefonnummer. Ich wusste, dass so etwas nicht echt ist. Trotzdem blieb der Gedanke hängen.
Was wäre, wenn es doch stimmt?
Ich stellte mir vor, ich würde antworten. Einfach so. Und einige Tage später wäre das Geld wirklich auf meinem Konto.
Plötzlich gäbe es viele Möglichkeiten: spenden, investieren, vielleicht etwas Eigenes gründen. Ich machte Listen im Kopf. Doch egal, was ich mir überlegte – es fühlte sich zu groß an. Fast so, als hätte ich etwas bekommen, das nicht zu mir passt.
Verantwortung im Gedankenexperiment
In meiner Vorstellung wurde das Geld mit jedem Gedanken schwerer. Es lag da, ohne Richtung. Also entschied ich in dieser kleinen Geschichte: Ich gebe es weiter.
Fragen, die plötzlich auftauchen
- Wie mache ich das, wenn das Finanzamt kommt?
- Ist das Schwarzgeld?
- Mache ich mich strafbar?
- Komme ich dann ins Gefängnis?
Vielleicht wäre es dort sogar gemütlich. Ein kleiner Raum, ein Bett, eine feste Ordnung. Kein Geld, das drückt. Keine Listen, die länger werden.
Die Begünstigte
Ich schrieb mir aus, wie ich eine eigene E-Mail verfassen würde. Sie klang ähnlich wie die ursprüngliche Spam-Mail. Nur diesmal war der Empfänger eine andere Figur: Irmina Conradi aus Stockholm. Sie tauchte für mich zufällig in einem Kommentarforum auf. Ich stellte mir vor, dass sie eine Stiftung gegründet hat: „TransHaut – Unterstützung für Mensch und Reptilien bei sensiblen Häutungsprozessen“.
Eine kleine Geschichte über Irmina
In meiner Fantasie mochte Irmina Übergänge. Als Kind beobachtete sie zwei kleine Geckos, wie sie ihre Haut abstreiften. Sie sammelte die feinen Häutungsreste und legte sie zwischen die Seiten eines Notizbuchs. Später studierte sie Psychologie und begleitete Menschen durch Lebensübergänge. Irgendwann verband sie beides – die Erinnerung an die Tiere und die Arbeit mit Menschen – und gründete „TransHaut“. Für sie hatten Echse und Mensch etwas Gemeinsames: Beide brauchen Zeit, Wärme und manchmal eine helfende Hand.
Ähnliche Geschichte: Irmin Solan
Ein Zentrum für Häutung und Wandel
Auch das stellte ich mir weiter aus: Irmina würde das Geld annehmen. Sie antwortete knapp. Mit den Millionen solle ein Zentrum entstehen, das Wärmeplatten für Reptilien und Gesprächsangebote für Menschen mit Veränderungsdruck verbindet. Ob das so funktioniert? Keine Ahnung. Aber in meiner Geschichte war ich erleichtert – weil ich die Verantwortung abgeben konnte.
Von Spam zu Bildern
Häutung als Bild. Eine Spam-Mail verwandelt sich in eine Fantasie. Aus dem Fantasiebild wird ein Gedanke über Wandel. Häutung – ob bei Schlangen oder Menschen – ist ein Moment des Übergangs. Das Alte geht, das Neue ist noch nicht fertig.
MinutenBildWerk als weiterer Gedanke. Genau hier setzt meine Arbeit an. MinutenBildWerk ist eine Häutung im Bereich der Bilder. Manchmal passt die gewohnte Bildsprache nicht mehr, und eine neue ist noch nicht da. In den Sessions entsteht live etwas Eigenes: eine klare, direkt nutzbare visuelle Linie. Man schaut zu, wie Bilder entstehen, und am Ende liegt etwas da, das passt.
Einladung zum Weiterdenken
Vielleicht ist das der Faden: eine Spam-Mail, die sich in eine Geschichte verwandelt. Eine Geschichte, die sich in ein Bild verwandelt. Und ein Bild, das eine neue Sprache anstößt.
👉 MinutenBildWerk kennenlernen
Hinweis: Die eingangs erwähnte E-Mail war realer Spam. Alles Weitere ist als Gedankenübung erzählt.ginnt hier …