Was Entscheidung sichtbar macht
Ein Werkstatttext über Struktur, Perspektiven und das Ungesagte
Entscheidungen gelten oft als Ergebnis klarer Prozesse:
Ziel definieren, Argumente abwägen, Mehrheit finden – fertig.
Doch wer mit Gruppen arbeitet, weiß: So einfach ist es selten.
Entscheidung beginnt früher. In der Art, wie wir sprechen.
Oder nicht sprechen.
In der Frage, wer überhaupt gehört wird – und wer nicht.
In der Struktur, die Sichtbarkeit schafft – oder verhindert.
Wenn ein Gremium anders entscheidet
Ein aktueller Fall aus den USA zeigt, wie sich Entscheidungsprozesse verschieben können:
Im Juli 2025 wurde dort ein zentrales Gesundheitsgremium (ACIP) vollständig neu besetzt – mit Stimmen, die zuvor kaum Berücksichtigung fanden.
Der Schritt wurde öffentlich und politisch diskutiert.
📎 Zum Artikel:
The Guardian – US medical groups fill gap with own vaccine guides amid ‘information crisis’
Was daran sichtbar wird:
Ein Gremium ist kein neutraler Ort.
Es spiegelt, wer darin sitzt – mit welcher Haltung, mit welcher Stimme, mit welcher Agenda.
Und es zeigt: Entscheidung ist keine Einzelleistung.
Sie entsteht im Raum zwischen Perspektiven.
Zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten
Viele Entscheidungen scheitern nicht an fehlender Information – sondern daran, dass das eigentlich Gemeinte nie ausgesprochen wurde.
Weil es keinen Raum gab.
Weil es keine Struktur gab, die Zwischenstufen erlaubt hat: Unsicherheit, Skizze, Zweifel.
In meinem Workshopformat MeetingMinutesLive arbeite ich genau mit diesen Zwischenstufen.
Mit Linien, Sprache und einfachen Strukturen.
Damit nicht nur geredet wird – sondern auch verstanden.
Struktur heißt nicht Kontrolle
Eine gute Struktur macht Entscheidungen nicht einfacher – aber tragfähiger.
Sie schafft Wiederholbarkeit, Orientierung und Beweglichkeit.
Nicht als starres System, sondern als Einladung zum Denken.
Sichtbarkeit als Prozess – nicht als Ergebnis
MeetingMinutesLive ist kein Entscheidungstraining.
Es ist ein Format, das Denkprozesse sichtbar macht.
In Teams, die nicht glätten wollen – sondern gestalten.
Mit Zeichnung, mit Sprache, mit Struktur.
Nicht auf der Suche nach der einen richtigen Lösung,
sondern auf der Suche nach gemeinsamem Verständnis.
Wer trägt wen? Wer denkt für wen? Und was passiert, wenn sich alles dreht?
FAQ:
Weil viele Entscheidungen nicht auf vollständigem Wissen beruhen, sondern auf Einschätzungen, Annahmen und Erfahrungen. Unsicherheit gehört dazu – sie ist kein Fehler, sondern ein Teil des Prozesses.
Eine Meinung ist ein individueller Standpunkt. Eine Entscheidung ist ein kollektiver Akt, der Folgen hat. Meinungen brauchen Raum, Entscheidungen brauchen Struktur. Beide müssen sichtbar werden – aber auf unterschiedliche Weise.
Indem man sie sichtbar macht, ohne sie sofort auflösen zu müssen. In MeetingMinutesLive arbeiten wir mit Zeichnung und Sprache, um Spannungen zu zeigen – nicht um sie zu glätten.
Eine gute Struktur: Ein klarer Raum, in dem gedacht, gefragt, gezweifelt werden darf – ohne sofort verwertet zu werden. Zeichnung, Skizze, Gespräch – als Zwischenschritte auf dem Weg zur Entscheidung.
Im Nachhinein oft. Im Prozess selten. Entscheidend ist, ob die Entscheidung nachvollziehbar und tragfähig ist – und ob sie offen bleibt für Korrektur.